In München wurden die güldenen Rehe vergeben. Auch auf dem roten Teppich gab es einige preisverdächtige Auftritte – und genauso viele befremdliche Szenen.
Dieser Tage ist man ja für jede Ablenkung dankbar. Wie schön also, dass am Donnerstagabend in München gefeiert wurde, während rechts und links von der Preisverleihung die Welt scheinbar auseinanderbricht. Ein Hoch auf das Eskapismus-spendende goldene Reh!
In 13 Kategorien wurde der Medienpreis dieses Mal verliehen; unter anderem an Kevin Costner und Robbie Williams, Jella Haase und Shirin David, in der Kategorie „Mut“ folgerichtig an Margot Friedländer, in der Kategorie „Kultur“ seltsamerweise an Sven Väth. So weit zu dem, was nach dem roten Teppich kam.
Doch auch vor der eigentlichen Verleihung, bei der Ankunftsparade der Stars gab es durchaus einige preisverdächtige Auftritte – und natürlich genauso viele befremdliche Szenen.
Seit wann verdingt sich Ex-Bunte-Chefin Patricia Riekel als Wahrsagerin auf dem Jahrmarkt? Wieso hat Verona Pooth ihren Jahresvorrat an Selbstbräuner schon jetzt verbraucht? Und wann tritt Elena Uhlig eigentlich im Zirkus Sarrasani auf? Unsere Tops und Flops vom Bambi-Teppich:
TOP: Doppelt hält besser – und sieht auch besser aus! Schön dargestellt wurde dieses Mantra auf dem roten Bambi-Teppich vom schauspielernden Paar Sabin Tambrea und Alice Dwyer, die beide in Emporio Armani kamen. Recht so: Er im schneidigen Anzug mit dezenten Nadelstreifen und steigendem Revers, dazu ein lockeres Oberteil mit Schluppe, sie in samtener Hose zum weit geschnittenen Blazer mit korallenähnlicher Glitzer-Applikation – so geht moderner Glamour!
FLOP: Boulevard-Queen Patricia Riekel, hier nebst Loveinterest und Focus-Mann Helmut Markwort, wusste natürlich schon vor dem Bambi-Abend, wer die goldenen Rehe gewinnen würde. Und wer die US-Wahl gewinnen und wie sich das Ampel-Aus gestalten würde, war ihr auch schon vergangene Woche klar. Schließlich verdingt sich die Riekel neuerdings als Wahrsagerin! Wie sonst wäre ihr jahrmarkttaugliches Walle-Outfit samt Samtturban – vermutlich spontan von Julian F.M. Stoeckel geliehen – zu erklären? Auch wir wagen eine seherische Prognose: Über diesen Auftritt werden sich heute noch einige wundern …
TOP: Zugegeben, dass Robbie Williams als eine Art internationaler Stargast angekündigt wurde, entlockte uns zunächst nur ein müdes Gähnen. Nur mal so: „Let Me Entertain You“ ist aus dem Jahr 1997. Doch dann dieser Auftritt, zack, da waren wir doch glatt wieder hellwach! Die Boygroup-Tolle sieht in Grau äußerst apart aus, das spitzbübische Lächeln funktioniert noch immer und der Anzug von Emporio Armani tut wirklich sehr viel für ihn, wie Guido Maria Kretschmer sagen würde. Die Hose lässig ausgestellt, das Sakko eng auf Taille, dazu ein schwarz schimmerndes, elegant gerafftes Shirt und ein dezentes Schmuckdetail – für uns an diesem Abend einer der bestaussehenden Männer auf dem Bambi-Teppich.
FLOP: Wenig vorteilhaft geriet die Robe von Verona Pooth, da hilft auch das Betonen der Beine wenig. Der glänzende Stoff und der hochgeschlitzte Rock wirken zusammen ein wenig preisgünstig, auf eines von beiden hätte man verzichten sollen. Zudem wurde offenbar schlampig mit dem Selbstbräuner gearbeitet, die Oberarme schimmern fast orange im Vergleich zur Schulterpartie. Schade, sonst hat Verona Pooth ja durchaus ein Gespür für den gelungenen großen Auftritt.
TOP: Stimmt schon – untenrum hat die Robe was Lampenschirmiges. Und trotzdem lieferte Karoline Schuch am Donnerstagabend einen der überzeugendsten Auftritte. Oder gerade deswegen? Die ungewöhnliche Silhouette, das kontrastreiche Zusammenspiel aus steifem Leder und flatterndem Rockmaterial, die üppig dekorativen Knöpfe, die strenge Scheitelfrisur – so weltläufig, so höchstmodisch wie die Schauspielerin sah auf dem roten Teppich kaum ein anderer Gast aus. Woher das Kleid kommt? Von Louis Vuitton!
FLOP: Mensch, Thomas Anders! Was ist passiert? Es kann doch nicht sein, dass die Modern-Talking-Tantiemen so spärlich fließen, dass Sie jetzt auch noch auf einem Ausflugsdampfer kellnern müssen? Aber nicht anders können wir Ihr für einen Abend deplatziertes Jackett in gebrochenem Weiß erklären. Zudem ist die Kombination mit einem schneeweißen, etwas zu großen Hemd ein echter Fauxpas. Setzen, sechs!
TOP: Klassisch ist tatsächlich anders. Sie in Zipperstrickjacke und geradem Rock, Burgunder-Stiefeln – Hallo, Trendfarbe! – und Vintage-Täschchen von Donna Karan; er im Oversized-Mantel von Lacoste und eingefärbter Hornbrille: Das wird nicht jede Beobachterin und jeder Beobachter für einen geeigneten Red-Carpet-Look halten. Wir finden den Auftritt des Schauspielers Langston Uibel und seiner Begleiterin – deren Namen die Teppich-Fotografen unverschämterweise nicht notiert haben – ungemein frisch und charmant.
FLOP: Türen auf, Herrrreinspaziert, hier ist ordentlich was los! Zu viel los, muss man leider sagen: Die Schauspielerin Elena Uhlig hat wahrscheinlich Meterware im Stoffladen günstig geschossen und musste nun entsprechend auffahren. Das in Beige, Creme und Sand changierende Lagenmonstrum würde vielleicht noch passen, wenn man eine Zirkusvorstellung von Sarrasani eröffnet, aber auf dem roten Teppich einer Preisverleihung wirkt es einfach nur fehl am Platze. Der blumenbesetzte Haarreif, die trödeligen Ohrringe und die passend zum Look aufgebastelte Tasche machen es leider nicht besser. Und was ist das da am Fuß? Ein paar upgecycelte Turnschuhe oder doch ein Gipsbein? Man weiß es nicht so genau.
TOP: Einen schönen Mann entstellt nichts, sagt man ja, und dennoch würde unsere unbestechliche Stilkritik auch einem Friedrich Mücke nicht durchgehen lassen, hätte er outfitmäßig danebengegriffen. Hat er aber nicht. Im Gegenteil: Dem einfallslosen Anzug- oder Smoking-Einerlei, zu dem Männer gern aus Anlass solcher Veranstaltungen greifen, setzt der Berliner Schauspieler ein elegantes schwarzes Samtjackett entgegen – und ein paar so interessante wie unaufdringliche Details. Der glitzernde Schalkragen des Giorgio-Armani-Ensembles verläuft in aparter Schleifenoptik über einem kragenlosen Hemd, da braucht es weder Fliege noch Krawatte, höchstens noch eine gute Uhr, fertig ist der Look.
FLOP: Sag mir, dass du aus Düsseldorf kommst, ohne mir zu sagen, dass du aus Düsseldorf kommst. Das haben Sie jedenfalls geschafft, liebe Claudelle Deckert. Feiern Sie doch den KÖ-Style mit einer rummeligen Leo-Kombination, Farbverlauf und einer zu großen Handtasche. Dabei ist das Kleid für sich genommen noch recht apart, aber die restlichen Accessoires ruinieren Ihren Look.
TOP: Wir haben zu wenig Glamour in Deutschland, und zu wenig Mut zur großen Robe. Insofern feiern wir an dieser Stelle den strahlenden Auftritt von Moderatorin und Sterneguckerin Palina Rojinski – zumal sie sich ja mit ihrem roten Kleid auch noch für ein lokalpatriotisches Statement entschieden hat. Denn der Entwurf stammt vom Berliner Prêt-à-Couture-Designer Danny Reinke und ist wie alle Entwürfe des Modemachers ein echtes Stück Handarbeit, produziert ausschließlich in Berlin. Die transparente Blumenrobe verhilft Rojinski im Zusammenspiel mit ihren roten Haaren und dem roten Teppich zu einem Wow-Auftritt, den Rojinski gewohnt selbstbewusst und stilsicher zu tragen weiß. Ebenfalls eine Eigenschaft, die wir hierzulande leider zu selten sehen.
TOP-FLOP: Wirklich wunderschön, die Farbe Ihres Kleides, Victoria Swarovski. Doch halt – wo haben wir diese Robe schon mal gesehen? Richtig! Das Kleid aus dem Hause Roberto Cavalli erinnert doch sehr auffällig an die ikonische Versace-Robe, die Jennifer Lopez bei der Grammy-Verleihung im Jahr 2000 trug, und die den Suchmaschinen-Konzern Google dazu veranlasste, eine Bildersuche anzubieten. Sie sehen, die Fußstapfen sind ein wenig groß geraten. Aber tragen können Sie’s!