Verona Pooth,50, geboren in La Paz, Bolivien, als Verona Feldbusch, wurde in den Neunzigern als Sängerin, Moderatorin, Kurzzeit-Ehefrau von Musikproduzent Dieter Bohlen und Werbeikone für Spinat, Shampoo oder eine Telefonauskunft bekannt. Ende Februar erschien ihre Biografie „Nimm dir alles, gib viel“.
Frau Pooth, Sie sind seit fast 30 Jahren im Showgeschäft – als Model, Sängerin, Moderatorin, Werbeikone, Unternehmerin. Was macht Ihren Erfolg aus?
VERONA POOTH: Es gehört ein Schuss Größenwahn dazu, aber auch extrem viel Fleiß, Disziplin und Zuverlässigkeit. Meine Mutter hat mich so erzogen. Sie ist Südamerikanerin mit viel Temperament. Sie hat mir immer gesagt „Geht nicht gibt’s nicht, Du musst immer erst einmal Ja sagen, wenn das richtige Angebot kommt. Egal, ob du es kannst oder nicht. Hinterher wirst du das schon regeln.“ So hat auch meine TV-Karriere angefangen. Bei meiner ersten Sendung „Peep!“ auf RTL2 hat man zu mir nach einem kurzen Casting gesagt: ‚Wir haben keine Zeit für Moderationstraining, wir müssen nächste Woche aufzeichnen, leider vier Sendungen an einem Tag.’ Dann habe ich vier oder fünf Tage kaum geschlafen, habe die kompletten Texte auswendig gelernt und meine Kostüme für vier Sendungen selbst genäht. Ich war total aufgeregt schließlich musste ich vor einem Millionenpublikum präsentieren. In meiner Unerfahrenheit verhaspelte ich mich oft. So entstand natürlich auch mein „Dummchen-Image“, deshalb sage ich ja auch immer „dumm herum sind alle schlau“. Damit habe ich schnell gelernt, zu kokettieren. Ich habe mir einfach immer alles zugetraut.
War das nicht riskant?
Wer wirklich sehr erfolgreich sein möchte, muss alles auf eine Karte setzen können und mindestens doppelt so viel Leistung bringen. Das ist mit Mut verbunden. In der Sekunde, in der man alles auf eine Karte setzt, geht man große Risiken ein. Ich habe keinen Schulabschluss, weil ich die Schule bewusst abgebrochen habe – nicht planlos. Bürokauffrau wollte ich jedenfalls nicht werden. Ich musste mir einen Job suchen, mit dem ich die Welt bereisen und kreativ sein konnte. Das hat sehr viel Ehrgeiz in mir geweckt, schließlich hatte ich die Angst im Nacken, wenn ich nicht erfolgreich werde, stehe ich vor dem Nichts.
Sie waren dann schnell sehr bekannt. Wissen Sie noch, wann Sie Ihren finanziellen Durchbruch gefeiert haben, wann die erste Million da war?
Zu meinem 29. Geburtstag bekam ich wahnsinnig viele Blumen von meinen Freunden und Geschäftspartnern. Mitten in diesem Blumenmeer erreichte mich der Anruf meiner Bank „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben einen siebenstelligen Betrag auf Ihrem Konto, und wir möchten Ihnen einen Vorschlag machen, ihn gewinnbringender anzulegen. Im Moment haben Sie ja alles über Festgeld sehr konservativ angelegt.“ Siebenstellig. Oh mein Gott, das ist ja unglaublich. Meinen ganzen Geburtstag lang habe ich mit einem Lächeln im Gesicht gedacht: Ich habe es tatsächlich geschafft, mein Plan, alles auf eine Karte zu setzen, hat funktioniert.
Was hat Ihnen die Bank geraten? Wie legen Sie ihr Geld an?
Meine Strategie war stets: Verzicht auf mehr Rendite, dafür weniger Risiko! Risiko hatte ich in meinem Job schon genug. Mein Bankberater riet mir zu Bankanlagen, Staats- und Unternehmensanleihen und im Aktienbereich Fonds. Ich habe mich daraufhin vielfältig aber mit wenig Risiko aufgestellt, und so konnte mein Kapital kontinuierlich wachsen. Den Gedanken, mein Geld in Immobilien anzulegen, hatte ich schon sehr früh. Von meinem Gehalt, das ich als Model, Modedesignerin und Sängerin verdiente, habe ich meine erste Eigentumswohnung in Hamburg am Schulterblatt finanziert für 250.000 D-Mark. Für eine 26-Jährige, die aus finanziell einfachen Verhältnissen kam, war diese Wohnung wie das siebte Weltwunder. Das war übrigens, bevor ich Dieter Bohlen traf. Mein Plan war es, mich mit Immobilien langfristig abzusichern. So bin ich eigentlich dabei geblieben, dass ich bis heute mein Geld in Immobilien investiere.
Glauben Sie, dass Frauen anders mit Geld umgehen als Männer?
Ich denke schon. Wenn Frauen zu Geld kommen, dann können sie meiner Meinung nach besser darauf aufpassen als Männer, weil wir diese Zockermentalität nicht so stark in uns tragen. Ich kenne kaum vermögende Frauen, die sich einen ganzen Fuhrpark zulegen oder einen Jet leisten und ihn mit ihren Initialen bedrucken. Wenn Frauen sehr viel Geld haben, investieren sie meistens in Immobilien und gehen damit auf Nummer sicher. Wir bauen ein Nest und leben getreu dem Motto: Haben kommt von Halten.
Hatten Sie in der Zeit der Firmeninsolvenz 2008 Ihres Mannes Franjo Pooth Angst, Ihre eigene finanzielle Sicherheit könnte in Gefahr sein?
Nein, da es sich nicht um eine Privatinsolvenz, sondern um eine Firmeninsolvenz handelte und ich mit der Firma Maxfield GmbH beruflich nichts zu tun hatte. In meiner ganzen Karriere war meine finanzielle Existenz nie in Gefahr. Steuererklärungen sind ja nicht immer einfach. Da verzetteln sich viele. Bei mir gab es nie Steuerprobleme. Ich legte großen Wert auf einen kompetenten und vertrauenswürdigen Steuerberater. Ich habe auch nie Verträge unterzeichnet, die mir finanziell geschadet hätten. Da war ich wirklich immer ein kleiner Spießer. Unter meinen Freunden, im Management oder bei meinen Anwälten hieß es immer: Oh Gott, jetzt hat Verona den Vertrag. Das kann ja wieder Wochen dauern, bis sie ihn unterzeichnet. Ich war und bin ein Kontroll-Freak. Ich habe tatsächlich wochenlang darüber nachgedacht, ob alles so richtig ist und nachverhandelt, bis ich wirklich mit den Verträgen einverstanden war.
Was hat Ihre Sicht auf Geld am stärksten beeinflusst?
Meine Mutter hat mir immer erklärt: Geld ist etwas, was dich unabhängig macht. Ich wollte mein eigenes Ding machen und mir von niemanden etwas sagen lassen müssen. Geld kann mir als Frau zu Emanzipation verhelfen. Und wenn ich damit gut umgehe, kann ich mir ein Leben ermöglichen, wie ich es mir vorstelle. Geld kann auch Gutes tun. Ich habe vor kurzem einen sehr schönen Artikel über mich gelesen, in dem man mir zur Spendenmillionärin gratulierte, weil ich einen siebenstelligen Betrag an die SOS-Kinderdörfer gespendet habe.
Müssen Sie heute noch arbeiten?
In meiner aktuellen finanziellen Situation muss ich mir um die Zukunft keine Sorgen machen, aber im Herzen bleibe ich Unternehmerin und habe den Wunsch, noch viele Jahre weiter zu arbeiten. Gerade ist meine Autobiografie „Nimm dir alles, gib viel“ erschienen. Daran habe ich über ein Jahr gearbeitet. Wenn man ein guter Unternehmer ist, ist das eine Art Instinkt wie ein Jäger, der auf Jagd geht. Das geht auch nicht weg. Aber es ist jetzt nicht mehr gepaart mit dieser Angst, im hohen Alter nicht abgesichert zu sein. Ich habe immer gedacht, ich muss aus eigener Kraft mein Leben auf die Reihe kriegen.
Ihren Kindern geht es heute anders.
Mein Vater war Ingenieur, meine Mutter war selbstständig und hatte einen Friseursalon in Hamburg, ich war ein typisches Scheidungskind. Meine Eltern hatten nie die finanziellen Mittel, mir zu sagen: Wir geben dir ein Startkapital, ob das eine Wohnung ist oder ein Studium oder ein Auto. Ich musste für alles, was ich haben wollte, immer selbst arbeiten. Deswegen finde ich es wichtig, sich in jungen Jahren etwas aufzubauen und darauf aufzupassen. Ich sage auch zu meinem 15-jährigen Sohn Diego: Ich weiß, wie sich das anfühlt, kein Geld zu haben. Und ich wusste immer, ich muss meinen kleinen Hintern hochkriegen und mir etwas einfallen lassen. Wieder alles auf eine Karte setzen und jedes Angebot annehmen. Diego, du hast natürlich viel mehr Sicherheit hinter dir, weil du in einer finanziell anders gestellten Familie aufwächst. Aber du darfst den Instinkt, aus eigener Kraft erfolgreich zu werden, nie aus den Augen verlieren.